Blaudruck
Blaudruck ist ein sehr altes Handwerk. Die Name Blaudruck ist nicht ganz richtig, da nicht blau gedruckt, sondern blau gefärbt wird. Der Tolnauer Blaudruck wird auch heute noch in althergebrachter Handarbeit im Reservedruckverfahren (Indirektdruck) hergestellt. Es wird vielmehr ein Muster mit einer farbabweisenden wachsähnlichen Flüssigkeit, dem Papp, mit alten Holzmodeln auf weissen Stoff per Hand gedruckt und dann der Stoff gefärbt. Danach wird der Stoff gewaschen und die wachsähnliche Flüssigkeit verschwindet. So entsteht ein weisses Muster auf blauem Grund. Diese Technik nennt man RESERVEDRUCK ( das Muster wird durch den Papp vom Färbevorgang „reserviert“) im Unterschied zum Direktdruck (Stoffdruck, „Dirndl-Stoff“), bei dem direkt ein Muster in einer Farbe auf einen Stoff gedruckt wird. Die indonesische Batik ist ein ähnliches Verfahren wie der Blaudruck.
Herstellung des Blaudrucks
abrollen (laufen), in den Kessel rein, aus dem Kessel raus, in den Spülbecken rein, aus dem Spülbecken raus, auf den Dachboden hoch, vom Dachboden runter, zusammennähen, aufbäumen, Aufdruck, in den Färberbecken rein, aus dem Färbebecken raus, in das Essigwasser rein, aus dem Essigwasser raus, in den Spülbecken rein, aus dem Spülbecken raus, auf den Dachboden hoch, vom Dachboden runter, zusammennähen, in den Stärkebecken rein, aus dem Stärkebecken raus, auf den Dachboden hoch, vom Dachboden runter, einfeuchten, aufbäumen, mangeln, aufbäumen, mangeln…, zusammenlegen, aufs Regal legen, bearbeiten bzw. Marktverkauf! Und das Gleiche geschieht mit jedem Stoffteil…
Der Vortrag:
1. Der weiße 100% Naturstoff im allgeimeinen Baumwollstoff wird in großen Rollen gekauft. Dieser Stoff wird ausdrücklich für uns in Ungarn gewoben.
2. Der Stoff wird von den (ca. 100 Meter langen) großen Rollen abgerollt und in 25-30 Meter lange Teile geschnitten, und damit zum Auskochen vorbereitet (der Stoff wird schön zusammengelegt). Das nennt man „Laufen“.
3. Auskochen: Die weiße Stoffstücke werden in unserer „Hexenküche” in riesengroßen Kupferkesseln im heißen, Seifenwasser eine Stunde lang gekocht, damit die infolge des Webens entstandenen Verschmutzungen entfernt werden.
4. Der ausgekochte Stoff wird danach im sauberen Wasser gespült, und wellenartig im Dachboden auf Holzleisten aufgehängt. Auf dem Dachboden können wir 1km Stoff (ca. 40Stoffbahnen) trocknen. Das benötigt man, da sich der ausgekochte Stoff besser färben lässt. Dank des Auskochens sind diese Stoffe bereits behandelt, somit wird die fertige Blaudruckstoffe maßecht.
5. Wenn der Stoff getrocknet ist, holen wir ihn vom Dachboden und er wird zum Aufdruck vorbereitet. Aus dem 80 cm breiten Stoff werden auch kleinere Tischdecken hergestellt, aber größtenteils wird daraus Meterware produziert. Die Original Traditionelle Blaudruck Meterware sind immer 80cm Breit, nur für fertige Tischtücher drucken wir 120cm, 150cm und 180cm breite Stoffe!
6. Drucken: Vor dem Aufdruck mit der Hand werden die Stellen der Muster auf dem weißen Stoff markiert, damit das Aufsetzen der kleineren Muster einfacher wird. Ein wachsähnlicher, aufgrund einer alten Rezeptur hergestellter Stoff (der sogenannte „Papp“) wird mit Holzmodeln auf das weiße Stoffe aufgebracht. Der „Papp“ ist das Geheimnis jeder Werkstatt. Der Model wird mit dem hellgrünen Papp eingestrichen, dann auf den Stoff gesetzt und festgeklopft. Die Rapportstifte zeigen dem Drucker genau, wo er für den nächsten Druck ansetzen muss, dass ein durchlaufendes Muster erhält. Beim Blaudruck ist eben alles Handarbeit, jedes Produkt ist einmalig. Dann der Papp muss mehrere Tagen gut trocknen.
7. Färben mit Indigo: Die langen (25 Meter) Stoffbahnen werden nun in den Kronreif oder Sternreif eingespannt. Wenn das alles geschehen ist und der Papp auf dem Stoff gut trocken ist, wird mit einem Seilzug der Reif, der über der Küpe hängt, und langsamm heruntergelassen. Wir haben 4 eingelassene Bottiche in die Erde, diese sind 2,5 Meter tief und 1,5 Meter durchmesser, die mit der Farblösung gefüllt sind. Diese nennt man Küpe. Deren Hauptbestandteile sind Indigo und Wasser, aber die genaue Zusammensetzung ist ein Geheimnis ( wie der „Papp“), das nur die Färbermeister kennen, um es an die nächste Generation weiterzugeben. Der erste Färbevorgang ( erste „Zug“) dauert 15 Minuten. Dann wird der Stoff herausgezogen und kommt ein gelb-grünes Stück Stoff. Die grüne Farbe verwandelt sich durch Oxidation in eine blaue. Jeder Tauchvorgang dauert 15 Minuten, daraufhin zieht man den Reif heraus und wartet wieder 15 Minuten. Und dann taucht man ihn wieder in die Küpe, wartet und so weiter. Meistens wird 10-12 Mal gefärbt.
8. Waschen im Essigwasser: Hat man die gewünschte Farbintensität erreicht, ist der Färbevorgang abgeschlossen. Der Blaudruckstoff wird in einen grossen Waschbottich mit Essigwasser gelegt. Es wird der „Papp“ komplett aus dem Stoff gewascht, langsamm wird das weisse Muster sichtbar.
9. Spülen im sauberem Wasser: Muss der Stoff noch gespült werden, um Farbreste auszuschwemmen.
10. Trocknen 2.Mal: Es sollte die Sonne scheinen, damit die Blaudruckstoffbahnen im Garten trocknen können. Oder wenn das Wetter nicht gut, wir trocknen auf dem Dachboden. Im garten können wir 500 Meter, auf dem Dachboden 1km Stoffe trocknen.
11. Zusammennähen zum Stärken: Nachdem die bereits Blaudruckstoffe getrocknet sind, werden sie vom Dachboden geholt und nacheinander alle zusammengenäht.
12. Stärken: das Material wird in heiße Kartoffelstärke eingelassen und danach wieder zum Trocknen aufgehängt (3.Mal).
13. Es ist fast soweit, dass die Meterware auf das Regal kommt. Das vom Dachboden heruntergebrachte Material wird je nach 10 Stoffteilen nass gemacht und zugedeckt. Somit wird der Stoff zum Mangeln, also zum „Bügeln” vorbereitet.
14. Nach 1-2 Tagen kann man mit dem Mangeln beginnen. Die leicht feuchten Stoffe werden je nach 2 Stoffteilen aufgebäumt und unter die Mangel gelegt, welche mit ihrem beinahe 11 Tonnen schweren Gewicht das Material glatt und glänzend bügelt. Dieser Vorgang wird mehrmals wiederholt, bis der erwünschte Glanz erreicht wird.Unsere 11 Tonnen schwere Mangel ist die einzige in Europa, was mehr als 200 Jahre alt und wird immer noch gearbeitet. Die andere Blaudrucker arbeitet mit Kalander. Das ist eine Maschine mit Dampf „bügeln“. Mangel hat keine Dampf, durch die Bewegung der Mangel und den hohen Druck wurde das Stoffe so stark zerdrückt und gequetscht, dass glänzend und weich wurde.
15. Das fertiggestellte Blaudruck Meterware wird meterweise zusammengelegt und nach ein wenig Streichen auf das Regal gestellt. (Das ist der beste Teil!)
16. Ein Teil der Materialien wird bearbeitet, Servietten, Schürzen, Topflappen, Kleider, Röcke, Kissen, Taschen, unterschiedliche handgemachte Geschenkartikel werden daraus erstellt. Wir sind ein Familien-handwerksbetrieben, wir machen unsere Produkte selber.
17. Alle unsere Blaudruck Produkte sind handgefertigte Unikate, wir verkaufen unsere Produkte selber. Sie können persönlich von den Hersellern einkaufen! Sie können unsere Produkte sowohl am Telefon als auch per E-Mail bestellen aber wir freuen uns für ein Treffen auf einem Kunsthandwerksmarkt oder in unsere Blaudruckwerkstatt!